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Intellivision Amico – Top oder Flop?

Natürlich ist Intellivsion Amico noch nicht erschienen und es ist mühselig darüber zu diskutieren, ob die Spielkonsole Top oder ein Flop werden wird. Dennoch halte ich es für angebracht darüber zu reden, ob einem nach den bisherigen Informationen diese Konsole vorab gefällt oder nicht. Oder?

Seit der ersten Ankündigung bin ich von Intellivsion Amico angefixt. Eben weil ich mit der aktuellen High-End-Konsolen-Generation nicht viel anfangen kann. Wahrscheinlich steht bei mir deshalb derzeit nur eine PSOne und ein Game Boy Classic rum. Die Betonung liegt leider meist auf „rum“.

Amico ist nicht alleine

Ankündigungen wie bei Amico gab es vorher schon. So wollte Retro VGS mit Modulen auf den Markt preschen und verschwand vor einem überhaupt möglichen Release wieder. Das wäre für mich als Normal-Nicht-Downloader am interessantesten gewesen. Ouya, der große Kickstarter-Erfolg, wollte zu groß werden und verzockte all das Geld und somit auch die Konsole, die jetzt nahezu wertlos ist. GameStick von PlayJam versuchte es ebenfalls als Android-basierter Spielekonsolen-Handheld fürs TV. Hatte ich, schrieb ich drüber, verschwand wieder. Heute ebenfalls wertlos. Denn ein Problem haben die beiden Letztgenannten gemein: Alles läuft über einen Internetserver ab. Ist dieser abgeschaltet, ist die Konsole mit Originalsoftware nutzlos. Eines der größten Mankos der heutigen Zeit. Hier steigt nicht irgendwann der Nostalgie-Wert, sondern macht diese zum Elektroschrott. Wo manche Spielmodule zu Mondpreisen gehandelt werden, werden die Spiele für Internet-Konsolen einfach verschwinden. Frage ich mich schon länger, was mal passiert, wenn ganze Steam-Datenbanken den Geist aufgeben. Virtuelle Waren im virtuellen Nirvana.

Digital ohne Laufwerk

Amico setzt ebenfalls auf einen eigenen Spieleserver, auch wenn darüber noch so gut wie gar nichts bekannt ist. Einer der Punkte, die ich etwas schade finde, dass es noch gar keine Videos darüber gibt, wie das Betriebssystem aufgebaut ist. Es soll ein Mix aus Linux und Android sein, aber bis dato gibt es keine vernünftigen Informationen darüber – obwohl Amico bereits am 10.10.2020 hätte erscheinen sollen. Wenn also nun der angesprochene Server irgendwann einmal nicht mehr existieren sollte, wird es wohl ebenfalls nicht mehr möglich sein Spiele herunterzuladen. Das ist jetzt nur ein hypothetisches Wenn-Dann-Szenario, aber leider durchaus möglich. Aus diesem Grund mag ich lieber Spiele auf einem Modul. Diese hat man nicht nur greifbar (und nehmen Platz weg), sondern sind auch in zig Jahren noch verkauf- und (aus)tauschbar. Immerhin setzt Amico nicht auf riesengroße Dateien zum Herunterladen und gibt in der eigenen FAQ an, dass auch limitierte und langsame Internetverbindungen „perfekt“ geeignet sind.

Der Preis ist heiss

In Deutschland liegt der Vorbestellerpreis bei 279,99 Euro. Das ist nicht gerade wenig. Die weitaus leistungsstärkere PlayStation 5 kostet mit Laufwerk 499,99 Euro, als Digital Edition 399,99 Euro. Die Xbox Series X liegt ebenfalls bei 499,99 Euro. Die Series S sogar nur bei 299,99 Euro. Also beim Preis der Amico. Vermeintlich schwächer im Xbox Vergleich ist die Series S beispielsweise mit 10 GB GDDR6 Arbeitsspeicher ausgestattet, Amico mit 2 GB RAM. Im CPU-Vergleich besitzt die Xbox Series S einen herstellerspezifischen Zen-2-Prozessor mit 8 Kernen bei 3,6 GHz (3,4 GHz mit SMT). Amico soll eine 8-Kern-CPU mit einer Taktrate von 1,8 GHz besitzen. Klar, Amico hat eine völlig andere Zielgruppe! Dennoch die Frage, warum eine schwächere Hardware dann nicht auch günstiger gemacht wird. Ganz ehrlich: Der Ottonormalverbraucher wird sich im Laden nicht für eine Amico-Konsole entscheiden, wenn daneben eine viel leistunsgstärkere zum fast gleichen Preis steht. Die günstigste Nintendo Switch (4 GB LPDDR, ARM 4 Cortex-A57 cores @ 1.02 GHz) liegt aktuell übrigens bei knapp über 300 Euro. Inwieweit der Vergleich mit den anderen Konsolen hinkt, ist fraglich. Aber das sind allesamt etablierte Marken auf dem Markt. Intellivision muss sich mit Amico erst einmal noch beweisen. Das ist natürlich ebenfalls so ein Thema: Zumindest in Deutschland werden sich weniger an die Marke Intellivision als an Atari, Commodore Amiga oder Sega (Dreamcast) erinnern.

Die Frage nach der Zielgruppe

Hier kommen wir zu der Frage der Zielgruppe. Es werden vorzugsweise Familien angesprochen. Familien- und kinderfreundliche Spiele sind geplant. Dafür hat Intellivision Die 10 Gebote der Intellivision Amico aufgestellt. Es wird keine 3D-Spiele geben, jedes Spiel darf nur bis 10 US-Dollar (aktuell knapp über 8 Euro) kosten und es wird keine kostenpflichtigen Downloads im Spiel oder bezahlte Aktualisierungen geben. Das ist natürlich auf der einen Seite gut, auf der anderen Seite wird es aber auch keine höher budgetierten Spiele geben. Ob die Preis-Limitierung somit immer gut ist, wird sich dann noch zeigen. Der Spielraum ist auf jeden Fall begrenzt.

Gibt es noch die spielenden Familien?

Oder haben diese sowieso schon zum Beispiel eine Switch? Oder spielen diese dann nachhaltig analog mit Brett- und Geslleschaftsspielen? Oder haben die Kids heutzutage gar keine Lust mehr darauf und spielen lieber alleine? Aus meiner Sicht muss ich hier ebenfalls sagen: Ich bin eher der oldschool Splitscreen-Spieler, aber diese gibt es heutzutage ja kaum noch. Hinzu kommt, dass ich jetzt keinen wüsste, der wirklich richtig Bock auf die bisher vorgestellten Spiele von Amico hätte. Nochmals hinzu kommt, dass Amico primär auf einen lokalen Mehrspielermodus setzt und zum Start kein Online-Multiplayer anbieten wird. Also ist hier die Zeilgruppe recht begrenzt und ich frage mich gerade für den deutschen Markt, ob das für einen Erfolg ausreicht.

Money, Money, Money …

Anders designt sind zudem die Controller. Zwei werden mitgeliefert, neue werden um die 70 Euro kosten. Ja, 70 Euro. Wer möchte kann dann noch mehr Geld ausgeben und die Controller mit Overlays (je 14,99 Euro) und Taschen (16,99 Euro) ausstatten. Allerdings: Es soll per App die Benutzung eines Smartphones als Controller (Ersatz) möglich sein. Dafür gibt es ebenfalls wieder zusätzliche Buttons (14,99 Euro). Beim Controller steht wiederum die nächste Frage im Raum, ob die Spieler nicht daran gewöhnt sind haptische Knöpfe zu drücken? Keine Ahnung wie die Bedienung sein wird – es gibt ja keine Möglichkeit dies bisher zu testen.

Wo wir schon einmal beim Zubehör waren. Der hauseigene Intellivision Shop bietet so viel Merchandising – zu wie ich finde teilweise recht hohen Preisen – an, dass einem schwindelig wird. Oder arm. Lieber arm dran, als Arm ab, oder wie war das? Rechnet man dann noch das ganze Zubehör hinzu, plus sogar noch Crowdfunding-Kampagnen (Fig, Republic, gab es nicht noch eine?). Möchte man alles haben, wird es ganz schön teuer. Das erste T-Shirt hätte ich mir fast noch geholt, aber mich schreckte eben dieser Preis von 35 US-Dollar, Versand und Zoll ab.

Und die Spiele?

Ja, die Spiele. Darum geht es ja primär bei einer Spielekonsole. Um Spiele zu spielen. Diese sehen auf der Intellivsion Amico halt … 2 beziehungsweise 2.5D-mäßig aus (alle offiziellen Promo-Videos auf YouTube). Aber bis auf Earthworm Jim habe ich jetzt noch keines entdeckt, was mich wirklich brennend interessieren würde. Das ist jetzt gar nicht böse gemeint, aber es sieht alles eher nach ein wenig aufgemotzten Handyspielen auf dem Fernseher aus. Hier wiederum die Frage, ob diese Art von Games ausreicht, um die breite Masse anzusprechen. Im Gamescom 2019 Trailer mit Tommy Tallarico wird mit der Zahl „200 Millionen Hardcore Spieler weltweit“ im Gegensatz zu „3 Billionen spielen Casual Games“ angepriesen. Ja gut, die spielen dann aber auf auf ihrem vorhanden Smartphone und geben nicht nochmal extra Geld für eine Konsole am Fernsehgerät plus Spiele aus. Die meisten Casual Gamer zocken halt mittlerweile mobil. Immerhin hat man sich fürs Marketing einige namenhafte Personen an Bord geholt. Das sind neben Tallarico unter anderem Xbox-Erfinder J Allard, Hans Ippisch (wer erinnert sich noch an die Nasty Zone-Affäre?) oder einfach Topps für Guthabenkarten und weitere Handelspartner. Aus PR-Gründen wurde zuletzt nämlich noch der Release weiter nach hinten verschoben. Ob die Konsole und Spiele nicht jetzt mehr interessiert hätten? Der erste Termin (10.10.2020) wäre doch zum Spielen daheim gut gewesen. Gezwungenermaßen hatten viele Leute aufgrund der Coronapandemie einfach mehr Zeit zu Hause verbracht – diese wird (hoffentlich) zum jetzt späteren Erscheinungstermin mehr oder weniger vorbei sein. Verpasste Chance oder kluger Schachzug?

Amico: Top oder Flop?

Jetzt ist Eure, also Deine, Meinung gefragt. Wie siehst Du Intellivsion Amico? Jetzt und in der Zukunft? Hat die Spielkonsole eine Chance? Wie gefallen Dir die bisherigen Spielevorstellungen? Was ist letzter Preis? Was sagst Du zum Preis? Schreibe Deine Meinung unten in die Kommentare.

Kommentare (2)

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