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H. P. Lovecrafts Der Hund und andere Erzählungen – Rezension

Klappentext: Ein deutsches U-Boot, das im II. Weltkrieg mitten im Atlantik einen Motorschaden erleidet, und dessen Besatzung seltsame Entdeckungen macht… Studenten, die sich für die Inhalte von Gräbern interessieren…

Fans von H.P. Lovecraft kennen und lieben es, sich als Leser schleichend dem Unbehagen und dem Mysteriösen zu nähern, bis man sich dem Horror nicht mehr entziehen kann. Wie keinem zweiten gelingt es dem japanischen Mangaka Gou Tanabe, diesen in unglaublich detaillierten Schwarzweiß-Zeichnungen festzuhalten. Das vorliegende Buch enthält drei fesselnde Manga-Adaptionen von Lovecraft-Erzählungen und wurde 2018 für einen Eisner Award nominiert.

In diesem Manga werden drei, in den Jahren 1920 bis 1925 verfasste, damals in einschlägigen Magazinen veröffentlichte Gruselgeschichten des amerikanischen Autors H.P. Lovecraft als Comicadaption vorgestellt:

– Der Tempel,
– Der Hund,
– Stadt ohne Namen.

Zu der Literatur Lovecrafts muss kaum noch was gesagt werden. Allerdings war mir der japanische Comickünstler Gou Tanabe bis dato unbekannt. Sich an Lovecraft heranzuwagen, birgt aufgrund der Beschaffenheit seiner Gruselgeschichten durchaus ein Risiko. Vor allem die filmischen Adaptionen sind nach meiner Auffassung dabei bislang grandios gescheitert. Zuletzt konnte lediglich Alan Moores Comicumsetzung „Providence“ einigermaßen bei mir punkten.

Gou Tanabes pragmatische Herangehensweise an das Werk Lovecrafts gefällt mir sehr gut. Er reduziert den Text auf ein Mindestmaß und lässt vor allem seine düsteren, mit vielen Schwarzflächen und Schattierungen versehenen Zeichnungen für sich sprechen. Sie sind dort detailliert, wo es erforderlich ist und dort opak, wo die Fantasie des Lesers gefordert ist. So sorgen das karge Wort und die bestechend gute Arbeit am Zeichenbrett streckenweise tatsächlich für eine Atmosphäre, die einen den kräftigen Hauch Lovecrafts atmen lässt.

Für einen mehr als peinlichen Aussetzer sorgt allerdings der herausgebende Carlsen Verlag: Gou Tanabe verlegt die erste Story „Der Tempel“ in die Zeit des U-Bootskriegs im Zweiten Weltkrieg. Dass der Japaner nicht wirklich Standsicher in der Deutschen Geschichte des letzten Jahrhunderts ist und den 1. Weltkrieg mit dem 2. Weltkrieg verwechselt, mag man ihm vielleicht gerade noch verzeihen. Dass aber sowohl das Lektorat, als auch der Übersetzer Jens Ossa – sicher sind diese mit Abitur und Studium gesegnet – nicht wissen, dass es im Zweiten Weltkrieg weder einen Deutschen Kaiser (!), noch eine kaiserliche Marine gab, ist zum fremdschämen. Es sieht schon äußerst dumm aus, wenn der mit Hakenkreuz behängte U-Boot Kapitän mehrfach von Kaiser und kaiserlicher Marine faselt, während er Befehle an seine Mannschaft ausgibt. Ich frage mich da ernsthaft, was heute – neben der richtigen Mülltrennung – wohl sonst noch so in der deutschen Oberstufe gelehrt wird ….

Fazit

Gou Tanabe fängt den Geist Lovecrafts ein, ohne ihn jedoch gänzlich zu erreichen. Aber wer kann das schon ….

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