StartLesen

Fatale 2: Hollywood Babylon – Rezension

FATALE-2_HOLLYWOOD-BABYLON_Softcover_Band2Das Hollywood der 70er Jahre ist von, Ruhm, Glamour, rauschende Partys und Dollars bestimmt. Aber der Glanz hat auch eine dunkle Kehrseite: arbeitslose, gescheiterte Schauspieler, die sich vergeblich um eine Filmrolle bemühen. Einer dieser Verlierer ist Miles, ein abgehalfterter, drogenabhängiger Ex-Schauspieler. Als Miles zufällig in den Besitz eines von einer Sekte gedrehten 16mm-Films gerät, auf dem abgründig perverse Kultmorde zu sehen sind, wittert er seine große Chance. Einflussreiche Filmbosse würden ihm dafür viel geben, vielleicht auch eine attraktive Rolle? Als Marvin dann noch in den Sog der jungen, attraktiven Josephine gerät, spitzen sich die Ereignisse zu. Josephine scheint schon seit den 30er Jahren mit dieser Sekte in einer schicksalhaften Verbindung zu stehen, und müsste eigentlich schon längst eine Greisin sein.

Es gibt Serien, von denen ich mich schon nach der ersten Ausgabe verabschiede, weil sie mir einfach nicht zusagen. Bei Fatale trifft dies definitiv nicht zu. Seit langer Zeit habe ich ungeduldig dieses zweite Paperback der von Ed Brubaker und Sean Phillips geschaffenen US-Serie FATALE, es enthält die US-Ausgaben #6-10, gewartet. Und es hat meine Erwartungen voll erfüllt.

Was macht diese Serie für mich so gut? In erster Linie ist es sicher das Thema „Femme Fatale“, attraktive und anziehende Frauen, denen Männer hoffnungslos verfallen sind und sich durch sie immer tiefer in das Unglück stürzen. Die Vorstellung von ebenso schönen und verführerischen wie bösen und zerstörerischen Frauen ist dabei schon ziemlich alt. Sie reicht von Lilith, Adams erster Frau, bis zur Hollywoodschönheit jüngster Tage. Sie können als Medusa, Kleopatra oder Vampir erscheinen und waren Thema in der Oper Carmen oder im Film „Der englische Patient“. Sie können den Typus der unschuldig grausamen Kindfrau annehmen, die oft ahnungslos, da sie seelischer Regungen nicht fähig ist, Verderben stiftet und Unglück über die Männer und die Menschheit hereinbrechen lässt, aber ebenso können sie bewusste Planerinnen des Bösen sein.

Ed Brubaker verwebt dieses interessante Thema mit Elementen aus Krimi, Film Noir, Mystery und Erotik zu einem düsteren Thriller. Ferner legt er diese Serie noch auf mehreren Zeit- und Erzählebenen an, die mit Kommentaren aus dem „Off“ klassische Anleihen aus dem Film Noir hat. Es ist somit für jede Menge an zeitlicher und erzählerischer Flexibilität gesorgt, die diese Serie so vielschichtig für mich macht. Die Gefahr eines Flickenteppichs oder zu vieler geöffneter Fässer umgeht Brubaker dabei gekonnt, in dem er mit Josephine eine zentrale Figur einsetzt, die sich wie ein roter Faden durch die Ebenen der Geschichte zieht.

Sean Philipps Zeichnungen und die mitunter beunruhigenden Farbanweisungen – der Comic ist in vornehmlich schwarz/grau/braun gehalten – unterstützen die düstere Stimmung der Story; schwarze Bildareale, Gesichter im Halbschatten und spärliche Beleuchtungen erinnern an Filmklassiker von Orson Welles.

Fazit: Ein düsterer Horrorthriller, dessen unheilschwangere Stimmung es sicher schwer macht, das Buch nicht in einem Stück zu verschlingen. Passende, filmische Ergänzung zu dieser Serie wäre der subtile Hollywood-Abgesang „Mulholland Drive“ von David Lynch.

Rezension von michidiers, Oldenburg

Fatale 2: Hollywood Babylon
ISBN-13: 9783862017416
ISBN-10: 3862017419

Kommentare (0)

Schreibe einen Kommentar

* =