StartKäuflich

Warum „Starbound“ offiziell tot ist

„Starbound“ war der nächste große Hype nach den Welthit „Terraria“ und versuchte, mit exakt derselben Grafik und demselben Grundsetting an den Erfolg anzuknüpfen. Allerdings versumpfte das Spiel mit einem erschreckenden Tempo. Was war passiert? Wie konnte der Steam-Hit Nummer 1 so plötzlich und unrettbar abstürzten?

„Terraria“ war (und ist immer noch) ein weltklasse Spiel, das der Welt zeigte, dass 2D Spiele noch lange nicht tot sind und dass ein 2D Sandbox Spiel ebenso komplex wie ein „Minecraft“ sein kann. „Starbound“ wollte dies auf ein noch höheres Level steigern.

Man besitzt die Auswahl zwischen 6 verschiedenen Rassen, welche unterschiedliches Aussehen, unterschiedliche Volksboni und sogar unterschiedliche geschichtliche Hintergründe haben. Zu Anfangs startet man in einem kleinen Raumschiff, welches über einen Großteil des Spiels die heimische Basis darstellt. Dieses besitzt beim Start keinen Treibstoff und eine kleine Auswahl an Ressourcen, darunter ein Schwert und eine Art Plasmacutter als Werkzeug.

Mit dem Teleporter des Schiffs kommt man auf den Planeten, auf dem man gestrandet ist und beginnt die Welt zu erkunden. Dabei führt einen eine Reihe von Tutorial-Quests durch die erste Spielstunde. Hacke Holz, baue einen Bogen, mache Feuer, brate Fleisch, baue eine Spitzhacke. Und so weiter. Auf dem Planeten kann man neben einer gigantischen Anzahl Höhlen, mit einer Tiefe, die sogar Terraria Konkurrenz macht, auch Dungeons, Dörfer, verlassene Labore und eine riesige Anzahl an zufallsgenerierten Orte finden. Dabei erinnert das Spawning dieser Ort oft auch an „Terraria“. Biome und Landschaften glitchen ineinander und manchmal wachsen dadurch auf dem Beton und Asphalt einer Siedlung Blumen, da nebenan eine Wiese ist.

Dabei ist die Idee hinter dem Zufallssystem dieses Spiel nicht von schlechten Eltern. Man hat ein komplettes Universum zur Verfügung. Dieses ist für alle Spieler das Gleiche. Daher können sich Spieler auch über den Singleplayer austauschen, wenn sie einen guten Planeten gefunden haben. Davon gibt es nämlich eine ganze Menge!
m Raumschiff kann man seine Sternenkarte aufrufen. Die Karte zeigt eine Unzahl an Sternen an. Herangezoomt hat jeder dieser Sterne einen bis mehrere Planeten. Diese Planeten können nun sogar einen bis mehrere Monde haben. Auf jedem einzelnen Himmelskörper, außer den Sternen, kann man landen. Jeder Planet hat seine eigene Grundfarbe, Klima, Regionen, Orte und Dungeons. Zum anderen sind die Planeten rund. Man kann so lange in eine Richtung laufen, bis man wieder am Start ankommt. Tiere sind aus Standardmodellen zufallsgeneriert und haben zufällige Bewegungen und Geräusche, teilweise auch Attacken. Auch das Riesensortiment an Waffen ist zufallsgeneriert. Das wirkt jedoch schlecht umgesetzt und eher stumpf. Es gibt Nahkampfwaffen mit Feuerschaden, Blitzschaden, Giftschaden…aber keiner der Waffen wirkt besonders, alles wirkt generisch und austauschbar. Noch extremer bei den Schusswaffen. Bei vielen sind die Schüsse zu exotisch, oft hat man Probleme mit der überaus kreativen Munition ein Ziel zu treffen. Zusätzlich fehlt oft der Schaden. Da es statt Munition einen Manabalken gibt, von dem nicht nur die Schusswaffen, sondern auch die Fähigkeiten abhängen, verliert man mit rasendem Tempo die Lust daran.
Das Crafting ist ebenso umfangreich wie einfach zu bedienen. Fühlt man sich von der im Laufe des Spieles immer weiter wachsenden Menge an herstellbaren Objekten erschlagen, werden diese sauber in Kategorien unterteilt; sogar eine Suchfunktion gibt es. So verliert man nie den Überblick. Jedoch wirken auch hier die Gegenstände generisch.
Gibt es für jede Stufe eine eigene Rüstung und hat jede Rasse ihr eigenes Rüstungsaussehen, bringen diese jedoch nur eins. Mehr Lebenspunkte und mehr Rüstungspunkte. Keine besonderen Eigenschaften, nichts, was einem das Gefühl gibt, mächtig zu sein.

Ansonsten bietet das Spiel überall gute Ansätze. Mehr fokussiert auf Survival gibt es eine Hunger-Anzeige. Lebenspunkte regeriert man nur, wenn man isst, in einem Bett schläft, oder sich mit Bandagen versorgt, die jedoch schwierig in großen Mengen zu besorgen sind, obwohl man sie an jeder Ecke braucht.

In Sachen Herstellung und Charakterfortschritt ist das Spiel ein noch größerer Grind als „Terraria“. Man verbringt Stunden damit, stumpf Erze abzubauen und über Planeten zu hüpfen, auf der Suche nach irgendwelchen Rezepten oder anderen Loot, den man gebrauchen kann. Das wird schnell langweilig.
Die Sternenkarte ist in Sektoren aufgeteilt, jeder Sektor eine Schwierigkeits- / oder halt Charakterlevelstufe.
Am Ende jedes Sektors muss man Ressourcen sammeln, um einen Bossgegner zu beschwören. Diese fallen teilweise völlig übertrieben stark, oder völlig langweilig aus und lassen sich generell notfalls töten, indem man sich eingräbt und durch einen schmalen Schlitz weiter auf den Boss schießt, der gar nichts dagegen tun kann.
Auch die massive Differenz zwischen den Sektoren lässt einen nur ungläubig den Kopf schütteln. Fängt man mit ein paar Lebenspunkten und ca 10 Schadenspunkten an, haben im letzten Sektor die Waffen über 3000 Schadenspunkte. Es ist, als wollten die Macher auf Teufel komm raus verhindern, dass man Sektoren überspringt (und damit das undurchdachte Design bestätigt) und dass in jedem neuen Sektor einen die Gegner natürlich erst einmal mit einem Schlag töten, bis man die neue Rüstung des Sektors besitzt. Klingt frustrierend, ist es auch.

Das Spiel besitzt auch eine Art Magiesystem, die sogenannten „Techs“. Diese findet man zufällig in der Welt verteilt und verleihen einem verschiedene Eigenschaften wie einen Rocketjump, Teleport, Anti-Gravitation oder sogar Fahrzeuge. Allerdings kann man immer nur einen davon gleichzeitig aktiv haben, obwohl man mehrere Slots besitzt und jede Fähigkeit eine andere Taste belegt. Das macht die Fähigkeiten auf Dauer umständlich und langweilig.

Letztendlich grinded man sich Sektor für Sektor nach oben, um am Schluss die stärkste Rüstung zu besitzen und sich dennoch nicht besonders zu fühlen. Die Gegner sind immer noch eine tödliche Gefahr, die Waffen fühlen sich immer noch schwach an und man fragt sich, warum man nicht im ersten Sektor geblieben ist. Man hatte dort doch alles, was man zum Überleben braucht.

Überall schreit dieses Spiel sein Potential und seine guten Ideen heraus, jedoch verstehen viele Hersteller nicht, dass es dort draußen tausende Ideen mit Potential gibt und eine Idee nicht gleich Erfolg bedeutet, sondern erst die Umsetzung entscheidet. Und während andere Spiele mit Zufallsgenerierung weit kamen, fühlt sich in Starbound alles gleich an. Jedes Monster ist gleich, auch wenn es anders aussieht. Jeder Wüstenplanet ist gleich, auch wenn er eine andere Farbe hat.

Während anfangs noch riesige Content-Patches für Euphorie sorgten und der Modsupport die meisten Probleme übertünchte, verlor das Spiel mehr und mehr an Fahrt. Offenbar war der Erfolg zu viel für das relativ kleine und unerfahrene Entwicklerteam. Plötzlich erschienen mysteriöse Nebenprojekte auf ihrer Seite und Content-Patches verebbten in simplen Updates, die einen Hut und eine Hundehütte (kein Scherz) hinzufügten. Mittlerweile schienen die Entwickler so weit geistig abgedriftet zu sein, dass sie begonnen, Publisher für andere Indie-Projekte zu sein. Ihr eigenes Projekt ließen sie dafür schleifen. Ein Großteil der Community hat das Spiel mittlerweile für tot erklärt.

Ebenso wie bei „Starforge“ und „Cubeworld“ glaubten die Entwickler, dass eine gute Idee ausreichen würde, um Erfolg zu haben. Jedoch scheiterten sie bei der Umsetzung und dem Durchhaltevermögen. In „Starbound“ steckt ein gutes Spiel. Allerdings scheint es noch Jahre zu brauchen, um mehr zu sein, als ein „Terraria“-Klon mit generischen Landschaften, Gegnern und…ALLEM. Das Spiel ist ein Paradebeispiel dafür, dass zufallsgenerierte Welten kein Allheilmittel und nicht die Spiele der Zukunft sind, sondern ein Nischenprodukt, dessen Umsetzung nur wenigen gelingt.

Kauft euch das Spiel nicht. Wartet, möglicherweise sogar ein Jahr lang. Dann kommt wieder und schaut, ob sich was getan hat. Möglicherweise wird „Starbound“ noch etwas ganz Großes. Möglicherweise wird es auf ewig in der Entwicklungshölle verschwinden, so wie „Starforge“ und „Cubeworld“.

Links:

 

Kommentare (5)

  • ich habe mit terraria ca. 500h runter (aber auf der vita – da fehlt sogar noch content im vergleich zur pc version). mit starbound wurde ich anfangs (mitte 2014) nicht richtig warm – jetzt testete ich es nochmal an und spielte es in ca. 30h durch – mit großer ernüchterung am ende. das midgame bereitete mir spaß, wobei man hier und dort bereits merkte, dass es eine beta ist, die scheinbar kaum noch fortschritte macht. hier und dort fehlt einfach der content. wie bereits erwähnt – der ausrüstungs-teil des spiels ist eine stark abgespeckte (terraria) version PUNKT
    findet man ein dungeon (2 in meiner spielzeit) ist man total enttäuscht, weil es dort nichts gibt. kein endgegner, kaum loot… der content fehlt. desto tiefer man gräbt, desto weniger passiert – kein vergleich zu terraria. ist man unten angekommen (ein wunder – lava), fehlt wieder gänzlich der content. die paar sachen die man dort abbauen kann benötigt man eig nicht (glaube zumindest für eine poplige quest) – sonst ist da rein garnichts zu entdecken NADA – große ernüchterung. die wenigen rüstungen hat man auch schnell erfarmt (kann man nur craften) – große ernüchterung – nur 4 bosse und nur zwei davon etwas knackig – leider gänzlich OHNE loot. das ganze dropsystem ist ziemlich banane.
    letztlich kann man ich starbound zwar viel machen, aber eher in richtung base aufbauen – was auch recht sinnfrei ist, da null man 0 nutzen davon hat.

    Antworten
  • Die letzte Version ist sehr gut geworden .Ich finde ein bißschen
    Fleiß würde daraus ein cooles Spiel machen

    Antworten
  • Starbound ist zur Zeit lebendiger denn je!

    Ich finde es vom Autor schon eine Frechheit gleich so auf Starbound los zu gehen. Bisschen mehr Respekt vor der großartigen Arbeit der Entwickler würde ihm (dem Autor) auch nicht schaden…

    Antworten
    • Hast du den Artikel überhaupt gelesen?
      (Zitate aus dem Artikel)
      „Allerdings scheint es noch Jahre zu brauchen, um mehr zu sein“
      „Kauft euch das Spiel nicht. Wartet, möglicherweise sogar ein Jahr lang. Dann kommt wieder und schaut, ob sich was getan hat. Möglicherweise wird „Starbound“ noch etwas ganz Großes.“
      Mein Artikel ist von 2014. Wir haben jetzt 2016. Du greifst hier nicht nur freie Meinung an, sondern auch noch Tatsachen, die so eingetroffen sind. Rate mal, welches Spiel ich derzeit spiele, um zu testen, ob die Release Version was geworden ist.

      Die Person, die hier Respekt fehlt…bist du.

      Der Artikel wurde verfasst, nachdem die Entwickler ein ganzes Jahr keine Content Patches mehr veröffentlicht hatten (und daher fast die gesamte Community ihnen den Rücken zugekehrt hatte).

      Antworten
  • Hey 😉

    Da die Kommentare hier ja „Relativ“ neu sind, würde mich über Starbound ein neuer Artikel Interessieren.
    Da ich damals dieses Spiel auch sehr Ermüdend fand, gegenüber Terraria.
    Gibt es heute die Kaufempfehlung?

    Zu der damaligen Zeit, stimme ich dem Artikel voll und ganz Überein 😉
    Dazu ist er noch Super geschrieben, ich wäre froh wenn meine Grammatik nur Annäherungsweise so gut wäre :).

    Ich hoffe hier kommt noch mal etwas in Naher Zukunft darüber, ich werde es mal im Auge behalten 🙂

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

* =