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Captain Fantastic: Einmal Wildnis und zurück – Rezension

Captain Fantastic - Einmal Wildnis und zurück - Logo Rezension KinoFilmCaptain Fantastic klingt nach einem Superhelden-Film. Doch hier geht es nicht um einen Comic-Adaption wie Captain America, sondern um wortwörtlich Einmal Wildnis und zurück. Ben ist mit seiner Familie ausgestiegen. Aus der mordernen Welt zurück in die Wildnis. Mit seinen sechs Kindern wohnt er alleine im eigenen Waldgrundstück. Früher zusammen mit seiner Frau. Nach ihrem Suizid im Krankenhaus, wollen die Kinder zu ihrer Beerdigung. Doch dafür müssen sie aus dem Wald raus und es prallen Welten aufeinander, die heutzutage in unserer Gesellschaft anscheinend nicht mehr vereinbar sind.

Ben, gespielt vom 57-jährigen Viggo Mortensen, erzieht seine Kinder allein im Wald. Jeden Tag gibt es ein striktes körperliches Training und verschiedene Missionen zu erfüllen. Gelernt wird auch. Nicht in der Schule, sondern mit dem Lesen von Büchern. Diese werden aber nicht nur gelesen, sondern müssen auch verstanden und in eigenen Worten wiedergegeben werden. Ben ist ihr Lehrer. Ernährt wird sich von allem, was der Wald so hergibt. Natürlich gibt es auch Fleisch, dass jedoch nicht fertig verpackt in der Theke liegt, sondern eigenhändig erlegt werden muss. In der Eingangszene ist es der älteste Sohn, Bodevan (George MacKay), der zum Mann wird, indem er einen Hirsch erlegt. Nur mit einem Messer bewaffnet. Dass er dann in das herausgeschnittene Herz beißt, macht ihn endgültig zum richtigen Mann. Denkt sich zumindest wohl Vater Ben.

Doch der Tod seiner Frau bringt die Familie zurück in die andere Welt. Plötzlich sehen die Kinder dicke Menschen und fragen, ob sie krank sind – „Alle sind so fett. Fett wie Nilpferde“. Und was ist Cola? „Giftiges Wasser!“, sagt Ben, der die kapitalistische Welt hasst, aber auch Christen nicht sonderlich mag. In einem Fast-Food-Restaurant gibt es laut Ben nichts Vernünftiges zu essen, allerdings sehen die Kinder dies dann doch etwas anders. Sie prallen in eine vollkommene andere Gesellschaft hinein und besonders Bodevan fühlt sich teilweise etwas verstört. Der jüngere Bruder Rellian (Nicholas Hamilton) stellt sich schon eher quer. Als Zuschauer merkt man von Anfang an, dass dieser Junge eigentlich nicht in den Wald gehört. Doch, ist unsere Gesellschaft besser?

Das Aufprallen von zwei völlig unterschiedlichen Einstellungen zum Leben ist nicht immer einfach. Der Zuschauer hat am Ende die Wahl, sich Gedanken zu machen. Ist das Schulsystem so wie es ist gut? Müssen Smartphones sein? Wer lebt „besser“? Dass Bens Kinder über weitaus mehr Intelligenz verfügen und körperlich viel robuster sind, steht außer Frage. Alle Kinder sind gesund und stark. Doch sie sind eben „anders“, aus Sicht der Gesellschaft. Als Tochter Vespyr (Annalise Basso) für eine „Mission“ auf das Dach der Großeltern klettert, um den „Gefangenen“ Rellian zu retten, stürzt sie ab. Überlebt nur knapp. Doch der Arzt ist verblüfft, in welcher allgemeinen Verfassung die junge Dame ist. In einer, von der wir in unserer kommerzialisierten Fast-Food-Gesellschaft nur träumen können. Hier zeigt sich für den Zuschauer, der die Sympathien der Familie entdeckt hat, schon etwas wie Genugtuung gegenüber den „anderen“. Denn hier zeigt sich, dass ein Leben abseits der Zivilisation doch nicht so verkehrt sein kann.

Auch seine jüngsten Kinder Zaja (Shree Crooks) und Nai (Charlie Shotwell) haben beispielsweise als 8-Jährige mehr Wissen als die Kinder von Verwandten, die 15 oder 16 sind. Besonders gut intus haben die Jungs und Mädels die Bill of Rights der Vereinigten Staaten verinnerlicht bekommen. Hinzu kommt ein großes Fachwissen über den menschlichen Körper, inklusive der Sexualität. Offen und ehrlich ist Bens Devise gegenüber seinen Kindern, was die Eltern aus der „Neustadt“ fast schon verstört.

Der Film bietet viel Spielraum zum Nachdenken, ob unser Gesellschaftliches-System wirklich das richtige ist. Vom Schulsystem bis hin zum Konsum. Wir essen falsch, wir bewegen uns falsch, wir lernen falsch, wir leben falsch?

Fazit: Captain Fantastic – Einmal Wildnis und zurück ist ein wunderbarer Film, der nicht nur die Missstände in unserer Gesellschaft aufzeigt. Der Weg als Aussteiger nur in der Natur zu leben ist in unserem heutigen System kaum noch vereinbar. Im Film werden Ben und seine Kinder als Freaks abgestempelt und fast wäre er im Gefängnis gelandet, weil er in die Denkweise unserer heutigen Zeit nicht mehr hineinpasst. Fast schon traurig. Der Film regt zum Nachdenken an und ist absolut sehenswert.

Offizielle Website zum Film: www.captain-fantastic-film.de

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