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Spiele und Spielereien – Erwartungen, Vorfreude, Ernüchterung

Wer kennt das nicht: Ein neues Spiel wird angekündigt, die Beschreibung klingt vielversprechend und die Vorfreude auf den Release steigt. Doch nach dem Release entpuppt sich das Spiel als … nicht den Erwartungen entsprechend. Früher war die Vorfreude-Phase schonmal kürzer als heutzutage. Man schlenderte durch die Regale, laß sich die Spielbeschreibungen auf der Rückseite der Verpackung durch und entschied sich dann zu einem (Spontan-) Kauf. Die Vorfreude fand nur auf dem Nachhauseweg statt. Heutzutage währt die Vorfreude in Zeiten des Internets teilweise länger. Crowdfunding und Co. lassen einen mehr an der Vorbereitung bis zum Erscheinungstermin teilhaben und wecken allerdings auch größere Erwartungen…

Phase 1: Erwartungen Ein Spiel oder eine Spielerei, Soft- oder Hardware, ein Produkt wird angekündigt. Durch die Ankündigung und Beschreibung der jeweiligen Features wird eine Erwartung geschnürt. Bleiben wir an dieser Stelle mal bei den Video- bzw. Computerspielen. Weckt die Vorankündigung Interesse, sucht man weiter nach mehr Informationen. Das ist heutzutage ziemlich einfach. Spielname eingeben und die Suchmaschine spuckt dir alles relevante aus. Früher übernahm den Teil eine Spielezeitschrift, die Informationen waren demnach weitaus kleiner. Manchmal reicht auch eine kurze Ankündigung aus, bei der einfach der Spielname, Entwickler und das Genre gewisse Erwartungen hervorruft. Bekannte Entwickler stehen für eine Qualität, die man aus vorherigen Spielen kennt. Also sind die Erwartungen dementsprechend hoch bzw. man hofft, dass dieses neue Spiel noch besser wird.

Phase 2: Vorfreude Wenn das angekündigte Spiel den eigenen Erwartungen (zumindest zum Teil) gerecht wird, steigt die Vorfreude. Diese kann gerade heutzutage ziemlich lange anhalten und die Erwartungen noch größer machen als vorher. Beim Beispiel Crowdfunding erwartet man eine gewisse Mitbestimmtheit und seien es nur weitere Features bei speziellen Zielen. Feature X wird ab dem Zahlungsziel Y erreicht. Ich will dieses Feature unbedingt haben und bin zu diesem Zeitpunkt bereit, mehr zu investieren als ich sonst für ein solches Spiel ausgeben würde. Das Gefühl, nur durch eine Zahlung, dann an dem Spiel mitgewirkt zu haben und Teil des Features X zu sein, ist vorhanden. Die Vorfreude wird dementsprechend groß sein.

Phase 3: Ernüchterung Der Release ist da! Das Spiel ist erschienen und man hält es in den Händen (oder hat es fertig heruntergeladen). Die Vorfreude ist an diesem Punkt wohl am höchsten. Die Ernüchterung tritt bereits ein (vorher), wenn am Beispiel Crowdfunding das Finanzierungsziel nicht erreicht wurde und Feature X fehlt. Doch selbst wenn Feature X enthalten ist, kann sich Ernüchterung breit machen. Es entspricht nicht dem, das man sich vorgestellt hat. Also werden die Erwartungen nicht erfüllt. Ebenso kann es sein, dass die Erwartungen zwar erfüllt worden sind, aber das Spiel (oder Feature X) einfach zu kurz ist. Im Prinzip macht sich die Ernüchterung bei jedem Spiel breit. Sei es nach dem Durchspielen oder, wenn die Erwartungen nicht entsprechend übereingestimmt haben.

Eigenes Beispiel (INSIDE³): Derzeit berichte ich häufig ausführlich über diverse Spielereien, die es meist noch nicht gibt, aber angekündigt sind. Zuletzt habe ich die Oton-Kategorie entfernt sowie Little Indie wurde geschlossen und dementsprechend auch herausgenommen. Oton war für mich allerdings mehr ein Experiment. Die Konsole wurde im Voraus dermaßen schlecht geredet, dass ich einfach mal Lust hatte mich mit dieser Spielkonsole näher zu beschäftigen. Zudem interessierten mich die angekündigten Features. Da ich kein Geld investiert habe, ist die Ernüchterung bei mir nicht groß, denn ich habe von der Konsole auch nicht wirklich etwas erwartet, wollte aber dennoch als Nische darüber berichten.

Kommen wir zum eigentlich Beispiel, das mich zu diesem psychologischen Artikel brachte. INSIDE³ – der 3D-Labyrinth-Würfel aus Frankreich. Durch Zufall bin ich auf die Crowdfunding Plattform Ulule gestoßen und genauso durch Zufall auf das Würfelprojekt. Wäre die Beschreibung nicht auf Deutsch (oder zumindet Englisch) gewesen, hätte ich mich wohl nicht damit beschäftigt. Mich faszinierte das Projekt, weil es einfach Retro war. Kein technischer Schnickschnack, keine Elektronik. Einfach ein ganz normales Spielzeug. Dadurch hegte ich gewisse Erwartungen. Da dies ein völlig neues Produkt war, das ich so noch nicht kannte, stellte ich es mir einfach nach meinen Erwartungen vor. Ein spaßiges Labyrinth-Spiel, das auch auf Dauer nicht langweilig wurde. Da die Erwartung und vor allem Vorfreude ziemlich groß war, war ich bereit mehr Geld zu investieren, als ich heute dort reinstecken wollte. Warum? Ich wollte zum einen, dass das Finanzierungsziel erreicht wird, damit der Würfel produziert wird. Zum anderen erhoffte ich mir einfach ein cooles Spielzeug, außerhalb der Elektronik. Bis zum Release habe ich über alle Neue auf TopFree.de berichtet. Die Vorfreude wurde dabei immer größer. Ernüchterung? Mittlerweile, fünf Monate nach Eintreffen, rühre ich die Würfel gar nicht mehr an – und das schon seit vier Monaten. Ich finde den Würfel zwar immer noch cool, aber ich habe aus heutiger Sicht zu viel Geld reingesteckt. Einer hätte genügt, doch damals wollte ich einfach „alles“ haben. Ich hatte mir ausgerechnet, dass wenn ich alle sechs Würfel kaufe, der Preis etwas günstiger pro Stück ist, als wenn ich ein oder zwei nehme. Allerdings habe ich bis heute nur drei Würfel angerührt und davon nur einen mehrfach benutzt. Fazit aus jetziger Sicht: Das Geld hätte ich mir auch sparen können! Die Ernüchterung ist schon groß, da der erste Würfel zwar Spaß macht, aber zu einfach ist. Die anderen sind mir teilweise schon zu schwierig. Ich kann die Labyrintführung  bei den ganz schweren gar nicht nachvollziehen und habe dann keine Lust duch Hin- und Herschütteln rauszuhören, wo sich die Kugel befindet…da ich es meist eh nicht schaffe. Natürlich schult der Würfel wunderbar Koordination und Hörvermögen, aber ich kann die verschiedenen Ebenen nicht so nachvollziehen, dass ich auf Dauer Spaß damit habe. Dementsprechend habe ich hier einfach zu viel Geld ausgegeben.

Fazit: Egal ob Spiel oder Spielzeug, ob Software oder Hardware, ob Küchengerät oder Fernseher, ob Tisch oder Stuhl. An alle Produkte stellt man  gewisse Erwartungen, die gerade bei Ankündigungen bis zum Release eine Vorfreude schnüren – oder einfach nach dem Kauf bis zum Eintreffen und/oder Auspacken. Was folgen kann, ist die Ernüchterung. Die Betonung liegt auf kann! Doch meine eigene Erfahrungen zeigen, dass dies doch häufiger der Fall ist, als einem bewusst ist. Was ich von mir nur sagen kann: Ich würde es wohl immer wieder machen, denn manchmal ist Vorfreude doch die schönste Freude…

Hinweis: Nein, ich bin kein Psychologe und habe auch Psychologie nicht studiert. 😀 Nehmt es als Kommentar und gebt gerne eure eigenen Erfahrungen, gleiche oder sehr gerne auch andere Meinungen in den Kommentaren ab.

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