StartOnline

„This is why we cant have nice things“ – Landmark und der Vorbesteller-Wahn

Als Minecraft und Terraria auf Höhepunkt ihrer Popularität standen, stellte ich einmal die Frage, warum bisher kein großes Entwicklerteam sich auf dieses unbekannte Terrain begeben hatte.
Ein Minecraft, erstellt von einem professionellen Team, mit der grafischen Qualität der Frostbite Engine, den Open World RPG-Möglichkeiten eines Fallouts, ordentlicher Benutzerfreundlichkeit und aufwendigeren Craft- und Baumechanismen.

Warum ist dies jedoch der Versuch einer eierlegenden Wollmilchsau und warum zeigt Everquests „Landmark“, dass der „Fluch des bösen Großkonzerns“ gerade dies im Keim erstickt?

Das Spiel scheint derzeit ein richtiger Underdog zu sein. Man hört niemanden darüber reden, keiner scheint es so richtig zu kennen und die, die es spielen, erwähnen es nicht. Aber trotzdem soll das Spiel „ziemlich cool werden“.

Zunächst einmal: Das hier wird keines meiner Sandbox Reviews! Ich habe das Spiel weder gekauft noch gespielt und werde wohl weder das eine, noch das andere tun.

Die Gründe sind vielfältig:

Zunächst einmal: Ich lernte das Spiel kennen, weil es plötzlich im Steam Store angeboten wurde, allerdings in einer unerwarteten Kategorie: Early Access! Da ist dieses Fluch-Wort schon wieder.
Early Access war ursprünglich geschaffen worden (wird zumindest behauptet), um Indie Entwicklern die Möglichkeit zu geben, auch ohne Budget ein Spiel zu entwickeln. Allerdings wurde dieses Modell so sehr zweckentfremdet, dass keiner mehr „Early Access“ Glauben schenken will.
Meine große Frage war jedoch: Warum verwendet ein mächtiger Konzern wie Sony plötzlich Early Access? Ist das erlaubt? Und wenn es erlaubt ist, ist es dann moralisch vertretbar? Wird es damit nicht eine Parodie seiner selbst?
Und nein, sie mussten sogar noch einen obendrauf setzen. Abgesehen davon, dass dieser Konzern mit Sicherheit nicht betteln gehen muss, kein Indie Entwickler ist und auch nicht so unbekannt ist, dass sie den Boost brauchen, führten sie auch noch Starterpacks ein.

Das geht folgendermaßen vonstatten:
Das Spiel ist zwar in der Early Access Sparte, gilt derzeit jedoch als geschlossene Alpha. Um den Widerspruch zu vollenden und paranoide Käufer (wie mich) gleich gegen sich aufzubringen, kann man sich in diese geschlossene Alpha einkaufen mittels Starterpack.
Diese Packs fangen bei 20 Euro an und hören bei 100 Euro auf. Für einen Early Access Titel. Für ein Spiel, bei dem nicht nur wir nicht wissen, wohin es sich entwickeln will, sondern man das Gefühl hat, dass es das Spiel selbst nicht mal weiß.

Natürlich haben diese Starterpacks ihre Vorteile, sonst wären sie ja nur halb so nervig. So erhält jeder Käufer je nach Stufe seines Packs (und Preis) Skins, aufstellbare Flaggen, Werkzeuge und anderes Equip oder gar ein beschwörbares Bankfach im höchsten Pack.
Das Spiel selbst soll übrigens Free to play werden. Dass Spieler nach ihrem Geldbeutel in Gruppen eingeteilt werden, ist bei den meisten Free to play Titeln Tagesgeschäft, aber gleich zum Start der Entwicklung und in dieser Größenordnung?
Aber Hand aufs Herz, da sind sie nicht alleine. Firefall machte dies (zwei Mal sogar), Elder Scrolls Online machte es, obwohl es sogar monatlich kostet, und viele andere Hersteller tun es auch. Genannt wird dann so etwas Collectors Edition.
Diese sind zunächst nichts Schlechtes, ich selbst habe davon zwei im Schrank stehen, Starcraft II und dessen Erweiterung, aber solche Editions geben einem nachher im Spiel keine Vorteile. Sie sollen nur zeigen „Hey, ich bin der größte Fanboy der Welt und hatte nebenbei zu viel Geld!“.
Aber da gibt es zwei große Unterschiede:
Collectors Editions kann man jederzeit kaufen…solange sie noch nicht ausverkauft sind. Man kann sie jederzeit auspacken und jederzeit anfangen zu nutzen, selbst wenn man sie erst ein Jahr nach Release erwirbt und benutzt.
Was wir hier jedoch haben, sind keine Collectors Editions, es sind ekelhafte Starterpacks, der sogenannte Founder- oder Vorbestellervorteil.
Vorbestellen ist ein Fluch in der Branche. Zunächst sollte man annehmen, dass selbst nicht ganz so helle Mitglieder unserer Gesellschaft es verabscheuen, die Katze im Sack zu kaufen. Niemand gibt gerne Geld her, noch weniger, wenn er überhaupt nicht weiß, was er dafür bekommen wird.

Aber Gamer ticken da anders. Ist das Spiel von einer Marke, die sie vergöttern, schmeißen sie ihre Dollarscheine gegen den Bildschirm und verlangen, dass ihr DVD-Laufwerk es sofort ausdruckt.
Damit begeben sie sich voll blindem Vertrauen in die Fänge der Spielekonzerne. Diese freuen sich natürlich und revanchieren sich mit Glanzleistungen wie „Aliens: Colonial Marines“. Wie viele Leute hatten dieses Spiel erwartet und bereits den Konzern mit Geld überhäuft, bevor das Spiel in den Regalen stand.
Und warum? Wegen einiger extrem cooler Trailer, die aus abgeblichen Ingame Szenen bestanden und in deren Nachbearbeitung wahrscheinlich mehr Geld gesteckt worden war, als in das Spiel selbst.

Also haben wir zwei große Probleme:
Man soll ein Spiel vorbestellen, weil Gründe.
Vorbesteller erhalten im Spiel Vorteile. Nur die Vorbesteller. Auf immer und Ewig. Nachzügler werden niemals dieselbe Chance haben. Wer zu spät von dem Spiel erfahren hatte, hat Pech. Wer (berechtigterweise) gezögert hatte, hat Pech.
Also spielen wir nun Lotto, wenn wir Spiele kaufen? Investiere 100 Euro und habe die Chance auf ein cooles Game?
Ich will PC-Spiele und kein Glücksspiel!

Aber nun zu den Details von Landmark. Natürlich hat das Spiel auch seine positiven Aspekte.

Und positiv ist ein viel zu schwaches Wort dafür! Da wäre zunächst das Bausystem, das Einzige, was in dem Spiel derzeit richtig funktioniert.
Während man in Minecraft eine Reihe Blöcke zur Verfügung hat, die man irgendwie anordnen kann, verschwimmt bei Landmark schnell Blöcke und 3D-Modeling. Man hat Schnellbaufunktionen für bekannte Strukturen (wie Häuser). Man kann runde Objekte bauen. Präzise Copy Paste Funktionen um blitzschnell einen Turm oder ein Schloss hochzuziehen.
Und damit all das nicht genug ist, gibt es Pinsel und Hobel, die jedes blockige Aussehen begradigen, Kanten glätten und letztendlich ein Bauwerk so aussehen lassen, als wäre es nicht aus Einzelelementen zusammengestellt, sondern wäre komplett handgemacht aus der Feder eines Designers.
Um die volle Stärke des Baumodes zu beschreiben, reichen Worte nicht. Man muss es selbst sich angesehen haben. Es ist enorm. Wortwörtlich alles lässt sich damit schaffen. Und dann der Detailreichtum und Glättungs- und Feinmechanismen.
Wenn man ein Minecraft Gebäude sieht, weiß man, dass es Minecraft ist. In Landmark ist man jedoch oft stutzig. Sehe ich da gerade WoW? Elder Scrolls? Man kann einem Gebäude nachher einfach nicht mehr ansehen, dass gerade ein Spieler es mit simplen Crafting Tools gezimmert hat. Nur der Comic Look lässt noch auf Landmark schließen. Von fertigen Gebäuden lassen sich übrigens Blueprints erstellen, sodass auch nach Verlust des Gebäudes man es mit einem Klick wieder errichten kann.

Das ist allerdings das einzige Feature, das derzeit funktioniert und erwähnenswert ist. Alles andere schwebt derzeit noch in den Wolken und es ist unklar, wie und ob diese Punkte implementiert werden:
– Spieler gegen Natur (Monster / NPCs)
– Spieler gegen Spieler
– Gilden
– Gebiete, Städtegründung
– Quests
– Equipment und Charakterentwicklung

Und diese Punkte haben es wieder in sich.

Zum einen kostet Bauplatz Miete in Form von Kupfer. Das ist einfach zu bekommen, bedeutet dennoch, dass man sich jeden Tag einloggen muss. Sonst ist das Grundstück weg. Das Haus auch. Wenigstens die Rohstoffe erhält man zurück.

Zum anderen wird es einen Ingamemarkt wie auch einen Echtgeldmarkt geben. Spieler bauen Bauwerke und können diese an andere Spieler verkaufen. Also, wer sich seinen Traum von einer eigenen Villa nie erfüllen konnte, kann sie sich nun in Landmark erfarmen oder billig erwerben.
Inwieweit sonstige Ressourcen durch Echtgeld zu erwerben sind, ist derzeit noch nicht bekannt, aber dass es kommen soll, steht bereits fest.

Dann verkündeten die Entwickler, dass Baumeister in Landmark aktiv an der Entwicklung von Everquest mithelfen. Was? Achja richtig, gelungene Bauwerke in Landmark haben die Chance, in das nächste Everquest implementiert zu werden. Auch viele in Landmark getestete Mechaniken sollen in das neue Everquest mit einfließen.
Um es mal in meinen Worten festzuhalten: Wir testen deren Spiel, wir bezahlen einen Haufen Geld und alles was wir tun, ist Designarbeit für das neue Everquest. Ich hab gehört, Grafikdesigner sind ziemlich teuer. Und wir müssen bezahlen, um deren Job zu machen?

Mit mehr und mehr solcher Meldungen verkommt Landmark immer mehr zu einer Parodie auf die Irrwege auf denen sich die Spielekonzerne derzeit befinden. Es wäre lustig, wenn nicht weinen müsste, weil Landmark eigentlich so brilliant sein könnte.
So wird es nur ein drittklassiges MMO mit Bauelementen, das seinen Nutzern das Geld aus der Tasche ziehen will.
Wir werden nicht wie in Minecraft unseren eigenen Server erstellen können, um mal schnell mit God-Mode zu testen, wie unsere neue Idee für eine Burg aussehen könnte. Wir werden wochenlang Steine farmen müssen, nur um nach drei Tagen festzustellen, dass irgendjemand neben unser Grundstück aus Erde einen riesigen Hintern gebaut hat.

https://www.landmarkthegame.com


Euer „Klingenmeister“
http://steamcommunity.com/id/Klingenmeister/recommended/
http://klingenmeister.deviantart.com/

Kommentare (0)

Schreibe einen Kommentar

* =