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Sweet Tooth 5: Unnatürliche Lebensräume – Rezension

Sweet Tooth_Unnatuerliche LebensraeumeHybridwesen Gus setzt mit seiner kleinen Gruppe weiter den Weg durch das postapokalyptische Amerika in Richtung Norden fort. Ihr Ziel ist Alaska. Dort soll in einem kleinen Dorf die Seuche, die fast die gesamte Menschheit dahingerafft hart, ausgebrochen sein. Ebenso erhofft Gus, dort mehr über seinen eigenen Ursprung herauszufinden. Im Jahre 1911 sind in dieser Siedlung erstmals Menschen an der Seuche gestorben: eine Gruppe christlicher Missionare, die den Zorn alter Götter aus grauer Vorzeit erweckt haben.

Es ist schon erstaunlich, welch gelungene Covermotive Jeff Lemire immer wieder aufs Papier zaubern kann, verbanden sie bisher immer Inhalt mit Symbolik auf einzigartige Weise. Bei diesem Motiv (eine Tätowierung des Geweihträgers Gus auf der Brust seines Freundes Jepperd) geht meine Assoziation komischerweise zu einem Produkt aus Braunschweig. Ob Jeff Lemire sich wohl vom Etikett einer Flasche Jägermeister inspirieren ließ? Wer weiß … Jedenfalls hat der Künstler nicht nur damit geschafft, mich wieder mit diesem Band, er enthält die US-Ausgaben Sweet Tooth #26 – #33 zu begeistern.

Wie in vielen anderen Endzeitszenarien aus Büchern, Filmen oder Comics ist auch diese Gruppe um Gus und Jepperd auf der Suche nach der letzten Erkenntnis. Sweet Tooth nähert sich in diesem vorletzten Paperback dieser Wahrheit mit großen Schritten. Dabei dreht Lemire kräftig an der Spannungsschraube. Die Große Frage für den Leser wird nun sein, wie Gus und seine Begleiter mit dieser letzten Wahrheit umgehen. Denn um eines sind wir der Gruppe schon voraus: wir wissen sie schon größtenteils, denn in den Nummern #26 – #29 erzählt uns Lemire eine ganz andere Geschichte. Sie spielt im Jahre 1911, eine Zeit, in der Alaska nur von den Inuit besiedelt war. Eine Expedition ist auf der Suche nach einer Verschollenen Gruppe von Missionaren, die einen schrecklichen Fluch hervorgerufen haben. Leser mit dünner Haut seien übrigens gewarnt: es ist ein dermaßen trauriges Drama, dass es einen die Tränen in die Augen treiben kann.

Es zeigt aber auch die Vielseitigkeit, die Jeff Lemire immer wieder an den Tag legt. So ist z.B. der im Jahre 1911 spielende Dreiteiler wie die Aufzeichnungen eines alten Tagesbuches geschrieben. Den Zeichenstift hat er für diese Ausgabe übrigens an den Kollegen Matt Kindt abgegeben, dessen Strich durchaus ein zeitgenössisches Flair einzufangen vermag, ohne dabei groß von Lemires Einfachheit abzuweichen. Die letzte Geschichte hingegen (#33) ist im Querformat und aus der kindlichen Sicht von Gus geschrieben. Egal, ob Lemire oder Kindt gezeichnet haben: es ist erstaunlich, mit welch wenigen und einfache Pinselstrichen die fantasievollsten Bilder geschaffen werden.

Negatives kann ich kaum vermelden, bliebe einzig die Tatsache, dass ich diesen dicken Band zu schnell durchgelesen hatte. Grund: er war einfach zu spannend, um ihn wegzulegen!

Fazit: eine gefühlvolle und gleichermaßen spannende Geschichte, die Gewalt und Brutalität an den Stellen einstreut, wo es wirklich passend ist.
Rezension von michidiers, Oldenburg

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