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Sandman Ouvertüre (Gesamtausgabe) – Rezension

sandman-ouvertuere-gesamtausgabe-rezensionAls ich mir beim Comichändler meines Vertrauens die Inhaltsangabe auf der Rückseite des Paperbacks durchlas, wunderte ich mich zunächst ein wenig. Stand dort als Inhalt nur ein kümmerlicher Satz: „In ihrem herausragenden Prequel muss der eigensinnige Herrscher des Traumlandes das Ende des Universums verhindern, weshalb er einige der wundersamsten und gefährlichsten Orte der gesamtem Galaxie besucht ….“

Nicht gerade viel – vor allem auch nicht besonders aussagekräftig – für ein gut -180- Seiten dickes und knapp 20 Euro teures Buch, wie ich befand. Gekauft habe ich den Band allerdings trotzdem. Wenn mich jedoch nach der Lektüre jemand nach dem Inhalt gefragt hätte, dann wäre meine Zusammenfassung wohl ebenso knapp ausgefallen. Der Grund ist ganz einfach: Autor Gaiman hat weitestgehend auf einen konventionellen Handlungsbogen verzichtet und die Geschichte als einen Weg oder eine Reise mit fantasievollen Begegnungen angelegt. Zur Rettung des Universums ist Morpheus gezwungen, verschiedene Orte und Personen aufzusuchen und Gespräche zu führen. In den Dialogen und Ortsbeschreibungen entwickelt sich dann die eigentliche Kraft des vorliegenden Bandes. Gaiman bedient sich dabei seiner gewohnt verständlichen, aber ausgefeilten Ausdrucksweise, verwebt Lyrik mit Prosa und schafft dabei über weite Strecken fantastisch-schöne Sprach- und Satzkonstrukte. Ein dickes Lob geht hier an die Übersetzerin Gerlinde Althoff, die ganz offensichtlich alles in ein passendes Deutsch verpackt. Bei allem Lob sei aber auch angemerkt, dass Gaiman es dann auch ein paarmal gerne übertreibt, ab und an zu sehr in Metaphern zu schwelgen beginnt und scheinbar aus dem Sinn gerissene Texte niederschreibt. Wie dem auch sei: die positiven Momente überwiegen.

Für die Bebilderung von Gaimans Texten hat sich J.H. Williams III an den Zeichentisch gesetzt und eine überragende Arbeit abgeliefert. Für mich ist er so zum eigentlichen Star oder Macher dieses Bandes geworden. Was der amerikanische Künstler an Ideen, Stilrichtungen, Einfällen, Layouts und Darstellungen zu Papier bringt, ist faszinierend, es fordert den Betrachter ungemein und bildet die passende Symbiose mit Handlung und Texten. Ganz große Zeichenkunst, bei der man auch nach der zehnten Lektüre sicherlich noch neue Details erkennen wird.

Fazit: Wer die anderen -10- Bände der Hautpserie von Sandman m Regal stehen hat, wird nicht auf diesen verzichten wollen und dürfen. Und auch wenn Gaiman es hin und wieder mit seiner symbolhaften Bildsprache übertreibt, ist es vor allem wegen der hervorragenden Zeichenkunst von J.H. Williams III ein Pflichtkauf für den interessierten Comicleser. Passend auch für Neueinsteiger, die überhaupt noch nichts vom Sandman kennen.

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